Re-Zertifizierung mit eXport – Einstellungsfehler beim Einmessen von Datenstrecken korrigieren

Infrastrukturverkabelungen normkonform zu zertifizieren, ist ein zeitaufwendiges Geschäft. Mit Hilfe eines Verkabelungszertifizierers, wie etwa dem WireXpert 4500 von Softing IT Networks, wird geprüft, inwieweit die entsprechenden vorgegebenen Normen für die Bewertung der Leistungsfähigkeit  bei unterschiedlichen Verkabelungen erfüllt sind. Zudem wird die Genauigkeit der Geräte immer weiterentwickelt, was zugleich auch eine entsprechende Datenmanagementsoftware, wie eXport von Softing IT Networks, erforderlich macht, um die gemessenen Daten schnell verfügbar zu haben. Diese Software sollte aber auch die Möglichkeit beinhalten, mögliche Einstellungsfehler, die zu Beginn der Messungen entstanden sind, zu korrigieren.

Nichts ist ärgerlicher, als wenn nach Abschluss der Messung festgestellt wird, dass am Gerät fehlerhafte Einstellungen vorgenommen wurden. So sind etwa beim Einmessen von Kupfernetzwerken oft Bewertungsstandards und der NVP-Wert (Verkürzungsfaktor bzw. Längenfaktor des verbauten Datenkabels) falsch eingerichtet. Wurde die Anlage etwa auf einer zu niedrigen Leistungsklasse geprüft, ist die stundenlange Vermessung umsonst gewesen.

Hier kommt nun eXport ins Spiel. Denn mit Hilfe dieser Software können Messungen mit falscher Grundeinstellung korrigiert werden. Bei dieser sogenannten Re-Zertifizierung werden nachträglich die richtigen Messstandards über die Messdaten gelegt und die neu gewählten Grenzwerte einfach auf die bereits gemessenen Strecken angewendet. Da die Messwerte unverändert bestehen, bleibt die Datenintegrität unberührt – ebenso wie das Datum der Messung. Diese Korrektur falscher Vorgaben ist auch beim NVP-Wert (Nominal Velocity of Propagation) möglich.

 

Der NVP-Wert ist oft kritisch

Möchte der Messtechniker nun beispielsweise eine Verkabelung der Kategorie 7 oder 7A zertifizieren, sollte der NVP-Wert zwischen 0,78 und 0,82 liegen. Das heißt, die Übertragungsgeschwindigkeit des durch das Zertifizierungsgerät gesendeten Testsignals liegt bei 78 bis 82 Prozent der Lichtgeschwindigkeit (300.000 km/s) auf diesem Kabeltyp. Mit einer Reflexionsmessung werden die Längen der Verkabelungsstrecken festgestellt. Wird nun etwa ein zu kleiner Wert mit der Längenformel (Laufzeit des Signals geteilt durch zwei) multipliziert, sind die errechneten Längenangaben der Strecke zu klein. Oft setzen Techniker zu hohe Werte ein, um sich bei der Längenabrechnung über das Messprotokoll einen kleinen Vorteil zu verschaffen. Allerdings fliegt der Schwindel meistens beim Abgleich der Messwerte mit dem Datenblatt auf, in dem ja die korrekten NVP-Werte vermerkt sind.

Insgesamt ist zu sagen, dass gerade die inkorrekte Vorgabe des NVP-Wertes, ob nun absichtlich oder nicht, oft kritisch ist. Gerade hier hat man durch eXport die Chance, den Wert im Nachhinein zu korrigieren. Mit dieser Re-Zertifizierung muss die Messung nicht erneut durchgeführt werden. Die Integrität der Daten bleibt gewährleistet, weil die Laufzeitmessung erhalten bleibt und nur der Faktor bei der Berechnungsformel für die Länge geändert wird.

 

Was geht? Was geht nicht?

Klassische Einstellungsfehler im Rahmen einer Zertifizierung sind außerdem das Prüfen gegen falsche Leistungsklassen. So kommt es vor, dass beispielsweise auf Klasse E anstatt auf Klasse EA geprüft wird, wodurch eben keine Aussagen zur Verwendung der Verkabelung auf 10 Gigabit Ethernet, sondern nur auf bis zu 5 Gigabit Ethernet getroffen werden können. Oder Topologien werden falsch gedeutet: So wird etwa ein Messstandard für einen 3-Connector-Link verwendet, der weichere Grenzwerte besitzt als der entsprechende Standard für einen 2-Connector-Link, der tatsächlich gebaut worden wäre. Besonders peinlich ist es, wenn das Gerät auf den amerikanischen Standard eingestellt ist, der die Gesamtstrecke in „Kategorien“ einteilt und nicht wie bei uns in Leistungsklassen. Hier sind kritische Nachfragen des Kunden unausweichlich.

Dennoch kommen diese Fehler immer wieder vor und so mussten früher, als Konsequenz daraus, in den meisten Fällen Neuvermessungen mit korrigierten Einstellungen durchgeführt werden. Doch Dank der Datenmanagementsoftware eXport kann das heute mit geringem Aufwand korrigiert werden. So können, durch die bereits erwähnte Re-Zertifizierung, über die erfassten Messwerte die richtigen Messstandards gelegt werden. Um eine Re-Zertifizierung überhaupt möglich zu machen, ist es deshalb erforderlich, die Messungen in den kleineren Klassen über die Nominalfrequenz hinaus durchzuführen und im Hintergrund abzuspeichern. Der Zertifizierer WireXpert speichert beispielsweise für die Leistungsklassen bis zu EA bis 600 MHz Messdaten ab, um eben auch “nach oben“ rezertifizieren zu können. Für die höheren Leistungsklassen werden sogar Messwerte bis 2.500 MHz im Hintergrund dokumentiert. Eine Re-Zertifizierung ist auch dann praktisch, wenn herausgefunden werden soll, ob ältere Anlagen auch schnellere Übertragungsraten und Anwendungen unterstützen.

Allerdings kann keine Re-Zertifizierung angewendet werden, wenn Messdaten verändert werden müssen. So ist es zum Beispiel nicht möglich, die Messung einer Übertragungsstrecke (Channel Link) in eine Verkabelungsstrecke (Permanent Link) zu ändern und so die Integrität der Messdaten zu beschädigen. Systeme, die so etwas zulassen, bewegen sich am Rande der Legalität. Auch der Austausch von Komponenten der Verkabelungsstrecke machen alte Messungen ungültig.

Fazit

War es früher ausschließlich die Aufgabe der Software für Verkabelungszertifizierer, die Messdaten zu verwalten und auszuwerten, soll heute eine Datenmanagementsoftware wie eXport den Messtechniker bei seiner Arbeit unterstützen. Deshalb können etwa die erwähnten Einstellungsfehler am Gerät im Nachhinein korrigiert oder Anlagen auf neue Übertragungsstandards zertifiziert werden, solange die erhobenen Messdaten noch die reale Verkabelung der Anlage widerspiegeln. In Zukunft werden dadurch Installationsbetriebe bei Messungen Zeit und Ressourcen sparen und mögliche Fehler ohne großen Aufwand am PC korrigieren können.